Oskar Mulley
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Die folgenden, künstlerischen Jahre sind geprägt von einer stilistischen Unsicherheit und dem Suchen eines idealen Motives. Aufgrund Mulleys deutlich artikulierte Distanz zur reinen Oberflächenästhetik stößt der Zwang, scheinbar oberflächliche Postkartenmotive zu malen bei dem Kärntner auf Missfallen. Somit ist es gleichfalls eine Suche nach seiner künstlerischen Identität inmitten einer neuen Umgebung nach dem Ersten Weltkrieg, der die gewohnten gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse sprengte, die seinen künstlerischen Werdegang in dieser Zeit beherrscht. Erst ab Mitte der 20er Jahre entstanden die kraftvollen Gebirgs-Gemälde Mulleys, für die er später berühmt werden sollte. „[S]ein Streben und [s]eine Ideen“ fanden somit auch in den ihm ursprünglich wenig zusagenden Motiven seine Ausdrucksform. Dies schlägt sich auch in seiner formalen Gestaltung nieder. Mulleys Orientierung am dekorativen Jugendstil der Wiener Secession, nahe gebracht durch seinem früheren Lehrer an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Rudolf Jettmar, und dem Spätimpressionismus bringt er mit einer pastosen, geradezu haptischen Spachteltechnik zur eigenen Vollendung, die den Bildern eine ganz eigene Tiefe verleihen. Seine Komposition ist in dieser glanzvollen Schaffensphase bis Ende der 30er Jahre stets von Monumentalität geprägt. Gewaltige Gebirgsmassive ragen über den wenigen Zeugnissen menschlicher Existenz auf und lenken den Blick des Betrachters nach oben. Im Oeuvre des Kärntners steht die Natur im Zentrum. Ihr Dasein als bloße Kulisse streift sie bei Mulley ab. Sie ist frei jeder menschlichen Figuration. Überdies stellen sich die architektonischen Darstellungen von Berghöfen und -Kapellen weniger als Fremdkörper dar, sondern fügen sich vielmehr in die Formsprache der Landschaft mit ein. Mensch und Natur stehen in Einklang, obgleich die Stellung Letzterer konstant ihre primäre Bedeutung behält. Mit seiner kraftvollen, breiten Spachtelführung, der monumentalen Komposition, die aus seiner ganz eigenen Betrachtungsweise entspringt, und Mulleys spezieller Wirkungsabsicht begründen die Beliebtheit der aus dieser Zeit stammenden Werke, die bereits in der Zeitgenossenschaft Anerkennung fanden, wie die zahlreichen Auszeichnungen – die Österreichische Goldene Staatsmedaille für Landschaftsmalerei, die Königlich Ungarische Staatsmedaille in Gold, die Silberne Medaille der Stadt Graz und der Wiener Volkspreis - oder die überaus wohlwollende Presse belegen: „ […] Wohl die meisten werden die eine oder andere der dargestellten Örtlichkeiten aus getreuer Erinnerung mit dem Bilde vergleichen […] und so die Eigenart Mulleys auch nach dieser Seite zu würdigen vermögen: wie er das Geschaute bei aller Naturgetreue selbstständig künstlerisch verarbeitet, kleinlichen Beiwerks entkleidet und so den Eindruck des Wesentlichen steigert und vertieft […]“ (Tiroler Anzeiger). Jahre später, nach seinem Umzug nach Garmisch-Partenkirchen 1934 kehrt er langsam vom diesem Stil ab. Nachwievor auf künstlerisch hohem Niveau ist es doch sein stilistisches Alleinstellungsmerkmal, das er zugunsten einer feineren Pinselmalerei im Stile Barbizons aufgibt. Oskar Mulley stirbt am 15. Januar 1949 in Garmisch-Partenkirchen.
Franz Emanuel Maria Gailer [1] Oskar Mulley: Eines Künstlers Leben und Streben, in: Tiroler Anzeiger (30.5.1921), Innsbruck 1921. |
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Sonderausstellung Oskar Mulley 2013 in der Städitschen Galerie Rosenheim |
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Sonderausstellung Oskar Mulley 2013 in der Städtischen Galerie Rosenheim |
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Durchblick |
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Berghof vor Gletscherlandschaft |
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Am Hochjoch |
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Im Hochtal |
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Marterl im Hochgebirge |
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Vinschgauer Bergbauernhof |
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Winternacht im Bergdorf |
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Hochleger am Bergwald |
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Erker |